Sonntag, 19. Februar 2012

If I Stay von Gayle Forman

Zum Inhalt: Mia ist siebzehn und eigentlich ganz anders als andere Mädchen ihres Alters. Sie spielt Cello und liebt Klassik. Mit moderner Musik und bei Jugendlichen beliebten Freizeitaktivitäten kann sie nicht viel anfangen. Trotzdem ist sie nicht etwa einsam und unglücklich. Im Gegenteil, den eigentlich hat sie alles, was ein Mädchen sich wünscht. Sie hat tolle lockere Eltern, mit denen sie sich sehr gut versteht, einen kleinen Bruder, mit dem sie ebenfalls gut auskommt und Adam, ihren wunderbaren, perfekten und absolut coolen Freund. Adam spielt in einer Band, die gerade ihren großen Durchbruch hatte und nicht nur das macht ihn zum absoluten Traumtypen. Zudem läuft es auch noch super in der Schule für Mia und sie ist gerade bei der Musikhochschule ihrer Wahl akzeptiert worden. Ihr Leben läuft also nahezu perfekt.

Doch genau dann passiert es: Sie ist mit ihren Eltern und ihrem Bruder auf dem Weg zu ihren Großeltern, als die Familie in einen schweren Autounfall verwickelt wird. Als Mia aufwacht, stellt sie fest, dass sie ihren Körper verlassen hat. Der befindet sich aber noch auf der Intensivstation, Mia ist also nicht tot. Das bedeutet jedoch, dass sie allein die Entscheidung treffen muss, ob sie los lassen oder bleiben und ihr Leben mit allen Konsequenzen weiter leben möchte.

Meine Meinung: An das Buch hatte ich hohe Erwartungen, nicht zuletzt durch die vielen tollen Rezensionen, die ich dazu schon gelesen hatte. Bei so einer Geschichte gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie ist absolut schön geschrieben und berührt den Leser oder sie driftet ins Kitschige ab. Bei Gayle Forman ist letzteres ganz bestimmt nicht der Fall. Sie schafft es wunderbar, die Charaktere dem Leser nahe zu bringen und wenn ihnen dann diese ganzen schlimmen Dinge passieren, fühlt und fiebert man mit ihnen.

Dabei geht sie mit Mia als Protagonistin schon ein Risiko ein. Denn Mia ist so eine Art Hollywood-Nerd. Irgendwie total "anders" und im wahren Leben wohl eine ziemliche Einzelgängerin. In vielen Filmen gibt es ähnliche Charaktere, denen man dann einfach nicht abnimmt, dass sie so glücklich und populär sind. Bei Mia hatte ich dieses Gefühl aber nie. Auch nicht, dass sie besonders weinerlich oder egozentrisch wäre. Im Gegenteil geht sie auch sehr gut auf die Menschen in ihrem Leben ein, verlangt gar nicht, dass sich alles immer um sie dreht. Auch Adam wirkt absolut authentisch. Auch hier verzichtet Gayle Forman auf Übertreibungen und Clichés. Ja, er darf auch einfach mal sauer sein, weil Mia mit seiner Band und seinem Lebensstil nicht viel anfangen kann. Er ist ein Traumtyp, aber eben gerade deshalb, weil er auch Schwächen zeigt.

Besonders gefallen haben mir Mias Eltern. Diese waren einfach so herrlich menschlich. Häufig sind solche Nebencharaktere in Büchern ja sehr blass und schwach beschrieben, einfach ein formloser Schatten im Hintergrund. Das ist aber im wahren Leben nicht so. Da hat auch jeder Mensch seine eigene Persönlichkeit, die in alle Lebenssituationen mit einspielen. Und das ist auch hier so. Mias Eltern haben ihre ganz eigene Geschichte und einen liebenswerten Charme.

Die Geschichte liest sich sehr schön und flüssig, obwohl sie eigentlich fast ereignislos ist. Hauptsächlich besteht sie aus Mias Gedanken, Monologen und Rückblicken auf Momente mit den Menschen in ihrem Leben. Trotzdem möchte man immer und immer weiterlesen, immer mehr erfahren, muss lächeln, lachen und oft auch weinen. Ich habe selten erlebt, dass ein Autor auf so wenig Seiten so viele Emotionen rüberbringt.

Und dabei stellt sich eigentlich ständig die Frage: Wie würde ich mich entscheiden? Ich kann sie jedenfalls immer noch nicht beantworten und daher kann ich absolut verstehen, wie schwer Mia sich damit tut.

Ich bin begeistert von dem Buch und werde mir wohl bald auch den zweiten Teil zulegen.

Bewertung: