Donnerstag, 9. August 2012

"Hello Kitty muss sterben" von Angela S. Choi

Zum Inhalt: Fiona ist Chinesin, geht auf die 30 zu und lebt in San Francisco, genau genommen bei ihren Eltern. Sie ist nie ausgezogen und will das auch gar nicht. Sie hatte auch noch nie eine Beziehung, geschweigedenn Sex mit einem Mann, und auch das will sie gar nicht. Zwischenmenschliche Beziehungen sind ihr zuwider, aber eigentlich sind das auch alle Menschen an sich, besonders andere Asiaten, deren Sitten und Bräuche sie allesamt kennt und verabscheut. Nicht zuletzt deshalb, weil auch sie als asiatisches Mädchen an diese gebunden ist und sich ihnen lieber unterwirft, als deshalb Stress mit ihrem Vater zu bekommen. Doch dann tritt Sean, ein alter Schulfreund, wieder in ihr Leben. Der ist ein ebenso großer Gegner von den ganzen sozialen Zwängen, denen man sich im Leben so unterwirft und ab dem Moment, an dem Fiona ihn wiedertrifft (er ist Arzt und soll ihr ein ihr von der Natur nicht vergönntes Jungfernhäutchen verpassen) beginnt für die beiden eine verrückte Zeit.

Infos zum Buch: "Hello Kitty muss sterben", btb Verlag, Taschenbuch, 288 Seiten, 8,99 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Was für ein Buch! Bei den ersten 20 oder 30 Seiten wusste ich nicht so recht, was ich damit anstellen soll. Der Schreibstil war witzig und irgendwie krank, aber so richtig wusste ich nicht, worauf die Autorin hinauswollte. Mir war schon bewusst, dass Fiona, und dadurch natürlich auch Frau Choi mit diesem Buch irgendwie mit ihren asiatischen Wurzeln abrechnen wollte, aber sie tut das auf sehr, sehr krasse, stellenweise schockierend respektlose Art. Deshalb war ich als Leser anfangs sogar ein wenig peinlich berührt. Jeder kennt ja solche Situationen: Man sitzt in einem Raum, inmitten einer Gruppe von Leuten, und zwei bekommen sich in die Haare. Man selbst sitzt irgendwie in der Mitte, weiß nicht, ob man vermitteln oder sich auf eine Seite schlagen oder lieber unsichtbar machen soll. So ähnlich fühlt sich das auf den ersten Seiten von "Hello Kitty muss sterben" an.

Aber so komisch es klingt, man gewöhnt sich nicht nur an den Schreibstil - welcher ohnehin knackig, flüssig und leicht zu lesen ist -, sondern auch an die freche, manchmal grausame, manchmal respektlose und häufig kaltherzige Sichtweise Fionas. Ich, die ich an sich nicht zart besaitet bin bei welchen Sachen, fand das Buch sogar richtig witzig, kann mir aber auch vorstellen, dass vielen Leuten bei der Lektüre das Lachen im Hals stecken bleiben wird. In gewisser Weise erinnert es mich an Filme von Quentin Tarantino. Oft grausam und blutrünstig, häufig mit einer tiefgründigen Aussage irgendwo unter all dem Gore, aber auf jeden Fall immer komplett politisch inkorrekt.

Obwohl ich auch jetzt noch keine wirkliche Kernaussage entdecken kann und mir immer noch nicht wirklich bewusst ist, was genau Frau Choi jetzt mit dem Buch bezweckt hat, konnte ich es kaum aus der Hand legen. Es liest sich, wie gesagt, sehr schnell und flüssig und obwohl die Handlung wirklich krank und unrealistisch ist, will man immer erfahren, wie es weiter geht. Daher sind die 288 Seiten natürlich schnell durchgelesen und man hat hinterher das Gefühl, dass sich einem der Kopf dreht. Die Wortwahl und Formulierungen fand ich zumindest immer genau treffend und richtig witzig.

Ein Minuspunkt ist dabei aber trotzdem der mangelnde Durchblick. Dadurch, dass man nicht wirklich weiß, welche Intention dahinter steckt, kann man auch Fiona und ihre Handlungen nicht verstehen. Man weiß z.B. nie wirklich, warum sie ihre Mitmenschen / -asiaten so sehr verabscheut und ob sie das überhaupt tut oder ob sie sich das aus irgendeinem Grund einredet. Sie war zwar so gut beschrieben, dass ich sie fast vor mir sehen, ja, fast ihre Stimme hören konnte, aber wirklich verstanden habe ich ihren Charakter trotzdem nicht. Aber vielleicht ging es der Autorin ja auch gerade darum, einen Charakter zu erschaffen, der irgendwie grundlos verrückt ist.

Trotz meiner anfänglichen Schwierigkeiten, mich mit dem Buch anzufreunden, hat es mir letztendlich doch wahnsinnig gut gefallen und ich fühle mich wie nach einem spontanen verrückten Roadtrip!

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