Mittwoch, 9. November 2011

Wir sind die Könige von Colorado von David E. Hilton


Zum Inhalt: Es ist das Jahr 1963, Will ist gerade einmal dreizehn Jahre alt. Bereits seit Jahren wird er immer wieder Zeuge wie sein Vater seine Mutter verprügelt und vergewaltigt. Und immer öfter ist auch er selbst Opfer der Gewalt. Bis er es nicht mehr aushält und seinem Vater ein Taschenmesser in die Brust sticht. Daraufhin wird er zu zwei Jahren Haft verurteilt, welche er jedoch nicht in irgendeinem Jugendknast verbringt, sondern auf einer Ranch in Colorado. Dort warten nicht nur harte Arbeit und ein streng geplanter Tagesablauf auf ihn, sondern auch noch jede Menge mehr Gewalt, als er es sogar von seinem Vater gewohnt war. Zum einen sind da natürlich die Aufpasser, welche in vielen Fällen tatsächlich die Pferde auf der Ranch besser behandeln als die Kinder. Allen voran Frank Kroft, dem das Leiden der Kinder sogar Spaß bereitet. Zum anderen gibt es aber auch unter den anderen Gefangenen einige fast schon sadistische Personen, welche Will das Leben schwer machen.

Aber zwischen all der Gewalt und Grausamkeit findet Will auch wunderbare Freunde - und das nicht nur unter den Menschen.

Meine Meinung: Ich weiß gar nicht, was ich zu diesem Buch schreiben soll. Ich habe das Gefühl, dass Worte ihm kaum gerecht werden können. Ich hatte ja bereits bei fireez gelesen, wie sehr sie dieses Buch umgehauen hat. Das war ja auch der Grund, weshalb ich bei ihrem Gewinnspiel mitgemacht hatte. Ich glaube, wenn ich die Inhaltsangabe im Buchladen gelesen hätte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, das Buch zu lesen. Und das wäre wirklich eine Schande gewesen.

Ich habe es angefangen und war sofort in der Geschichte drin. Sprachlich ist es sehr flüssig und klar geschrieben, was sehr gut zum Charakter von Will passt, aus dessen Sicht es geschrieben ist. Zwar ist er aufgrund der Ereignisse verwirrt und sorgt sich um seine Mutter und sich selbst, aber dennoch merkt man immer wieder, dass er letztendlich den Blick für das Wesentliche behält und recht einfach gestrickt ist. Das spiegelt sich auch in der Sprache wieder. Sie ist unverschnörkelt, aber realistisch und wirkt dadurch nicht dramatisch, aber emotional.

Die Charaktere sind geradezu unfassbar gut und real beschrieben. Jeder hat seine eigene Geschichte und es gibt zu fast jedem einen Einblick in dessen Vergangenheit und die Umstände, unter denen er auf die Ranch kam. Ich hatte schon etwa nach der Hälfte des Buches das Gefühl, jeden einzelnen von ihnen persönlich zu kennen. So empfand ich nicht nur Sympathie für einige von ihnen, sondern echte Wut anderen gegenüber und stellenweise auch echte Trauer. Ich konnte auf jeder Seite Wills Gefühle nachempfinden und so auch seine Reaktionen verstehen.

Es gibt viele wirklich wunderschöne Momente, die so simpel und vielleicht gerade deshalb so besonders waren. Aber ihnen gegenüber steht jedes Mal auch die grausame Realität, welche Will und die anderen "Könige" immer wieder einholt. Und diese besteht aus solch einer Masse an Gewalt und Grausamkeit, dass ich manchmal echt einfach nicht weiterlesen konnte. Dabei gibt es zwar viele Momente, die wirklich eklig sind und die, wäre dies ein Film, fast schon in die Kategorie "Splatter" fallen würden, aber dennoch rutscht Hilton hier nie auf ein plattes Niveau ab, dass nur darauf aus ist, den Leser durch Grauen und Ekel zu faszinieren. Viel mehr weckte das in mir noch mehr Sympathie für die Charaktere und ihr Handeln und ließ mich verstehen, warum Kleinigkeiten wie z.B. ein Foto von Wills Mutter ihnen so viel bedeuten. Das Schlimmste ist, dass man sich gar nicht sicher sein kann, wie fiktiv und unrealistisch die Geschehnisse dieses Buches sind. Die Ranch ist relativ abgeschieden von allen umliegenden Orten und vielleicht ist es gerade das, was alle Anwesenden dazu bringt, ohne Reue zu handeln. Vielleicht gibt es aber auch Menschen, die tatsächlich einfach "böse" sind? Letztendlich ist es diese Frage, die der Leser sich immer wieder stellt und deren Antwort wohl jeder für sich anders finden muss.

Ich bin jedenfalls begeistert von "Wir sind die Könige von Colorado" und zähle es schon jetzt zu meinen Lieblingsbüchern. Insofern möchte ich mich auch nochmal bei fireez bedanken für den Lesetipp und das Gewinnspiel!

Bewertung:

2 Kommentare:

  1. Es freut mich, dass dich das Buch genauso begeistert hat, wie mich. Bisher ist es jedem so gegangen, dem ich es in die Hand gedrückt habe.
    Daran liegt es wohl auch, dass der Roman bei mir immernoch auf dem Buchthron sitzt und einfach keinen würdigen Nachfolger finden mag ;)

    LG fireez

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  2. Ja, ich glaube tatsächlich, dass es schwierig werden wird, ein Buch zu finden, das mich auch wieder so begeistern wird.

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