Montag, 25. Juli 2011

The Luminous Life of Lilly Aphrodite von Beatrice Colin

Zum Inhalt: Schon ihre Geburt am 1. Tag des 20. Jahrhunderts sollte ein Anzeichen für den stetigen Wandel im Leben von Lilly Nelly Aphrodite sein. Denn so wie an diesem Tag das alte Jahrhundert in das neue übergeht, ändert sich auch ihr Leben immer wieder und sie muss sich ständig an neue Gegebenheiten gewöhnen. Damit geht es schon als kleines Mädchen los. Als Tochter eines Barons, der nichts von ihr wissen möchte und einer Kabarettschauspielerin, die sich mehr schlecht als recht in ihre Mutterrolle einfindet, muss sie schon früh den ersten Schicksalsschlag erleiden, als ihre Mutter von einem ihrer unzähligen Liebhaber aus Eifersucht getötet wird und Lilly daraufhin in ein Waisenhaus kommt. Doch auch da verbringt sie nur einige Jahre, bevor sie sich mit gerade einmal elf Jahren auf sich allein gestellt auf der Straße wiederfindet. Von da an schlägt sie sich mal mehr, mal weniger erfolgreich mit unterschiedlichen Jobs durch. Dies wird natürlich auch durch den Krieg nicht einfacher.

Meine Meinung: Das Buch hatte ich damals mitgenommen, weil es bei Waterstones in England ein 3 for 2-Angebot gab und mir so auf die Schnelle kein drittes einfallen wollte. Die Geschichte selbst interessierte mich eigentlich nur halbwegs und so ließ ich mich fast ausschließlich vom Cover zum Kauf verleiten. Dementsprechend lang lag es dann auf meinem SuB. Völlig zu Unrecht, wie sich nun herausstellte. Die Geschichte von Lillys Leben wird von Beatrice Colin wirklich spannend erzählt. Nicht zuletzt liegt das wahrscheinlich auch am stetigen Wandel, sodass man sich häufig fragt, wie das Leben eines einzigen Menschen so oft und so drastisch ändern kann. Und die Kriege in Deutschland sind da nur ein kleiner Teil der Begründung.

Viel mehr sind es die Menschen in Lillys Leben, die immer wieder durch ihre Entscheidungen auch Lilly beeinflussen. Diese sind meiner Meinung nach auch wirklich schön beschrieben und so glaubhaft, dass man selbst ihnen gegenüber auch entsprechende Emotionen empfindet. Wird Lilly von ihnen verletzt, empfindet man ebenfalls Hass und Ärger ihnen gegenüber. Passiert ihnen etwas Schlimmes, empfindet man Mitleid. Allen voran ist da ihre Freundin Hanne. In jedem anderen Buch wäre Hanne wahrscheinlich "die Böse" gewesen, sind ihre Motive doch fast ausschließlich Arroganz und Eigennutz. Durch Hintergrund des herrschenden Krieges und ihrer eigenen schweren Kindheit wird das jedoch wieder relativiert. So wirkt sie eher wie eine junge Frau, die der Meinung ist, dass jeder sich selbst durchschlagen muss und dass nicht nur sie, sondern jeder, für sich selbst verantwortlich ist.

Der Schreibstil von Beatrice Colin bzw. die gesamte Gestaltung des Buches ist dabei zunächst gewöhnungsbedürftig. Zunächst einmal sind da die einzelnen Szenen aus der Unterhaltungsbranche / Filmindustrie, mal ein Filmausschnitt, mal die Stimmung in einem Kinosaal, welche am Anfang jedes Kapitels beschrieben werden. Diese wirken zunächst komplett zusammenhangslos und erst im letzten Drittel des Buches lässt sich überhaupt ein Bezug zur eigentlichen Geschichte herstellen. Wirklich verwirrt hat mich auch Colins Art, manche Sachen vorwegzunehmen. So trifft Lilly z.B. auf Charaktere, deren Tod bzw. weiteres Leben dann bereits von Colin erzählt wird in Form von Sätzen wie "Als XYZ später im Sterben lag...". So kann man als Leser oft schon erahnen, dass die Person die aktuelle Situation überlebt oder dass sie kein Teil von Lillys weiterem Leben sein wird. Anfangs ist das sehr verwirrend, aber mit der Zeit wird einem mehr und mehr klar, dass es in diesem Buch auch nicht um das Ende geht oder darum, dass es auf einen gewissen Punkt hin arbeitet. Im Gegenteil gilt hier wirklich das Sprichwort "Der Weg ist das Ziel". Es geht um das Hier und Jetzt und darum, welche Rolle die einzelnen Personen genau in diesem eigenen Moment in Lillys Leben spielen.

Trotzdem oder vielleicht deshalb ist das Ende sehr überraschend und spannend. Obwohl der Rest des Buches eher ruhig vor sich hin tröpfelt, endet es mit einem Knall, der zeigt, dass die Autorin auch richtig originelle, nicht alltägliche Sachen schildern kann.

Insgesamt hat mich "The Luminous Life of Lilly Aphrodite" wirklich positiv überrascht, trotz einiger Schwächen.

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