Donnerstag, 20. September 2012

"Bevor ich sterbe" von Jenny Downham

Zum Inhalt: Tessa ist gerade einmal 16 Jahre alt. Und doch weiß sie, dass sie vermutlich nicht einmal ihr 17. Lebensjahr erreichen wird. Denn Tessa hat Leukämie. Sie weiß, dass sie kein normaler Teenager ist und doch beschließt sie, dass sie Dinge erleben will, die andere Mädchen in ihrem Alter auch erleben dürfen. Sie will ihr Leben genießen, sofern möglich, aber vor allem will sie sich verlieben. Das erscheint unmöglich in ihrer Situation, bis sie ihren Nachbarn Adam kennenlernt.

Infos zum Buch: "Bevor ich sterbe", Goldmann Verlag, Taschenbuch, 320 Seiten, 8,95 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Bei meinen Buchempfehlungen für September hat dieses Buch mit großem Abstand gewonnen. Gleichzeitig wurde mir aber auch empfohlen, eine große Box Taschentücher bereit zu haben. Vorweg muss ich deshalb erwähnen, dass ich es tatsächlich geschafft habe, bei dem Buch nicht zu weinen. Das lag allerdings nur am Schreibstil. Der ist nämlich fast durchweg rotzig und betrachtet Tessas Lage mit einem fast schon kaltherzigen Abstand. Kein Wunder, denn das Buch ist komplett aus ihrer eigenen Sicht geschrieben. Von todkranken Menschen hört man ja immer wieder, dass sie sich irgendwann mit ihrer Situation abfinden. Und anders als Außenstehende bemitleiden sie sich nicht, betrachten ihr Leben auch nicht mit einer Art trauriger Melancholie, sondern wirken häufig fast schon so, als ob sie zu hart zu sich selbst sind. Das ist auch bei Tessa der Fall. Sie betrachtet ihre Krankheit und auch den immer näher rückenden Tod mit einer Art Galgenhumor, der sogar mich oft sprachlos gemacht hat. Das sorgt dann allerdings auch für eine gehörige Portion Realismus. Hier wird nichts übertrieben romantisch oder theatralisch dargestellt.

An vielen Stellen wird auch klar, dass Tessa nicht mehr weiß, wie sie mit den Menschen in ihrem Umkreis umgehen soll. Sie kann weder etwas mit der traurigen, vorsichtigen Art umgehen, mit welcher ihr Vater sie behandelt, noch mit der distanzierten, fast schon ignoraten Art ihrer Freundin Zoey. In den Rollen der unterschiedlichen Charaktere erkennt man auch, wie verschieden Menschen mit dem Krebs und dem Tod umgehen. Einige scheinen sich sehr schwer damit zu tun, Tessa noch als normalen Menschen wahrzunehmen, andere wiederum scheinen sich gar nicht großartig damit auseinanderzusetzen. So scheint Zoey z.B. gar keine Rücksicht auf ihre todkranke Freundin zu nehmen. Im Gegenteil, sie stachelt sie sogar immer mehr an, Dinge zu tun, die schon für einen gesunden Teenager anstrengend wären, für Tessa aber fast schon unüberwindbar wirken. Und es wird auch immer mehr klar, dass Tessa selbst damit am besten umgehen kann.

Berührend fand ich am meisten die Beziehung zwischen ihr und ihrem Bruder. Denn an ihm merkt man am besten, wieviel ihm fehlen wird, wenn seine große Schwester nicht mehr ist. Stellenweise eher schwach fand ich dagegen die Szenen mit Adam. Dafür, dass die Beziehung zwischen ihm und Tessa in der Beschreibung einen Hauptbestandteil der Geschichte auszumachen scheint, hatte sie für mich doch erstaunlich wenig Einfluss darauf. Schön fand ich daran eigentlich hauptsächlich, wie überraschend "normal" die junge Liebe zwischen den beiden beschrieben wird. Stellenweise kann man fast vergessen, dass Tessa unheilbar krank ist.

Das Einzige, was mich an "Bevor ich sterbe" wirklich gestört hat, war die oft sehr holprige Übersetzung. Obwohl ich natürlich nur die deutsche Version kenne, glaube ich, dass dieser sprachlich schwierige Schreibstil wirklich von der sehr schlechten Übersetzung herrührt. Es gab viele Situationen, bei denen ich mir gut vorstellen kann, dass sie im Englischen so funktionieren. Auf Deutsch hätte man sie aber mehr unserem Sprachstil anpassen müssen, damit es nicht komisch wirkt.

Insgesamt hat mir "Bevor ich sterbe" wirklich sehr gut gefallen. Das Buch setzt sich auf eine schöne klare Art mit einem absoluten Tabuthema auseinander. Wie gesagt, wahnsinnig berühren konnte es mich nur selten, aber vielleicht hätte es auf mich dann auch zu kitschig gewirkt.

Bewertung:

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