Samstag, 22. September 2012

"Geisterfjord" von Yrsa Sigurdardóttir

Zum Inhalt: Das Ehepaar Katrín und Gardar fahren zusammen mit ihrer Freundin Líf raus in einen einsamen Fjord. Dort haben sie ein altes Haus gekauft und wollen es in ein Gästehaus umbauen, in welchem sie im Sommer Feriengäste aufnehmen wollen. Kaum angekommen werden die drei jedoch mit einer Reihe unerklärlicher Vorkommnisse konfrontiert und werden schließlich von einem seltsamen Kind verfolgt.

Gleichzeitig wird in Isarfjördur der Psychologe Freyr bei einem Fall von Vandalismus in einer Schule hinzugezogen. Damit beginnt auch für ihn eine ganze Reihe von Geschehnissen, die er sich nicht erklären kann. Irgendwie scheint alles mit seinem verstorbenen Sohn Benni zusammenzuhängen. Doch nicht nur das lässt Freyr schließlich an seiner eigenen geistigen Gesundheit zweifeln.

Infos zum Buch: "Geisterfjord", Fischer Taschenbuch Verlag, Taschenbuch, 386 Seiten, 8,99 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Puh, es hat ganz schön lange gedauert, bis ich das, mein, Buch auch endlich lesen durfte. Zwar hatte ich es letztes Jahr zum Geburtstag bekommen, aber seitdem waren irgendwie alle scharf darauf und so "durfte" ich es erst einmal allen möglichen Leuten ausleihen, bis ich selbst an der Reihe war.

Nachdem ich es jetzt aber gelesen habe, wundert mich auch wirklich nicht mehr, wie beliebt es ist. Was Gruselbücher angeht, bin ich ja relativ abgestumpft, weil einem so oft bei Krimis und Thrillern Gänsehaut versprochen wird und ich mich letztendlich eigentlich eher selten dabei gegruselt habe. Deshalb bin ich auch mit geringen Erwartungen an "Geisterfjord" rangegangen. Umso überraschter, oder sollte ich sagen geschockter, war ich, als ich dann wirklich plötzlich kaum noch einschlafen konnte.

Die Geschichte um Katrín, Gardar und Líf ist ja eigentlich fast schon ein kleines Cliché. Altes Haus in einem verlassenen Dorf, weit weg von jeglicher Zivilisation, kein Strom, kein Telefon. So oder so ähnlich fängt ja auch jeder zweite Horrorfilm an. Besonders Líf hätte auch recht gut in einen solchen Film als Hollywood gepasst, denn sie wird wie eine Art isländische Paris Hilton beschrieben. Hübsch, verwöhnt, zickig und reist natürlich mit ihrem kleinen Hund Putti (der übrigens mein heimlicher kleiner Held des Buches ist). Dennoch schafft Yrsa Sigurdardóttir es, dass man gleich einen Zugang zu den Charakteren bekommt und sich in sie hineinversetzen kann. So hat man auch gleich zu Anfang dieses ungute Gefühl, dass auch Katrín spürt. Obwohl ich noch nie in Island war, schon gar nicht in einem einsamen Fjord im Winter, konnte ich mir das Dorf und die Häuser gleich vorstellen. Ein verlassenes Dorf an sich ist ja schon gruselig genug, aber durch die ständige Dunkelheit und den Mangel an Strom bekommt alles nochmal einen fast schon depressiven Touch.

Die Handlung um Freyr hingegen wirkt auf den ersten Blick fast schon ernüchternd normal. Er selbst ist ein sehr strukturierter, simpler Charakter. Im Laufe der Geschichte bekommt man dann auch mit, dass der Verlust seines Sohnes dazu geführt hat, dass er dieses auf das Wichtigste reduzierte Leben führt. Er geht auf in seiner Arbeit, obwohl es ihm auch aufs Gemüt schlägt, dass er dadurch so viel Kontakt zu geistig kranken Menschen und deren Schicksal hat. Die Ereignisse um Freyr entwickeln sich langsamer und während man sich bei der Handlung im Fjord quasi die ganze Zeit gruselt, spürt man bei der Beschreibung der Geschehnisse in Isarfjördur eher eine Art Melancholie. Umso ein großer Schock ist es dann jedes Mal, wenn plötzlich ein unerklärliches Ereignis die Monotonie von Freyrs Alltag stört.

So sind beide Seiten also nichts für schwache Nerven. Ich konnte das Buch teilweise gar nicht aus der Hand legen, was natürlich doof ist, wenn man es dann plötzlich nachts allein im Bett liest und dann nicht mehr einschlafen kann.

Einige Wendungen der Geschichte fand ich schon extrem vorhersehbar, vor allem die Geschichte um die drei Freunde im Fjord. Andere wiederum haben mich richtig überrascht, wodurch sich das auch wieder ausgleicht und die Handlung nicht monoton oder stellenweise langweilig wirkt.

Ich hoffe, dass Frau Sigurdardóttir in Zukunft noch weitere Thriller schreibt. Zwar werde ich mir auch mal einen ihrer Krimis zu Gemüte führen, aber ich glaube nicht, dass man dabei so schön Gänsehaut bekommt, wie es bei "Geisterfjord" der Fall war.

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