Dienstag, 11. September 2012

"Das Leuchten der Purpurinseln" von Doris Cramer

Zum Inhalt: Es ist das Jahr 1520. Mirijam und ihre Schwester Lucia werden von ihrem todkranken Vater von Antwerpen nach Spanien geschickt. Dort soll Lucia heiraten, damit die Mädchen auch nach dem Tod des Vaters versorgt sind. Doch während der Überfahrt von Belgien nach Spanien wird das Schiff von Piraten angegriffen und die Mädchen werden verschleppt. Für Mirijam beginnt damit eine aufregende Reise an Orte, von denen sie vorher nichtmal zu träumen gewagt hatte. Sie lernt Wüsten, das Meer und ihr völlig fremde Kulturen kennen.

Infos zum Buch: "Das Leuchten der Purpurinseln", Blanvalet Taschenbuch Verlag, Taschenbuch, 672 Seiten, 9,99 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Ich hatte das Buch lange im Voraus vorbestellt, als ich es bei einer Empfehlung bei Amazon gesehen hatte. Der Grund dafür lag auf der Hand: Ich liebe historische Bücher, die einen Hauch von Abenteuer haben und versuche dabei auch immer wieder solche zu lesen, die in neuen, für mich unbekannten Gegenden spielen. Nordafrika, Spanien, Belgien...das alles war für mich literarisch noch relativ neu.

Zunächst einmal schreckt natürlich die enorme Dicke des Buches ab. Doch bei genauerem Betrachten ist alles halb so schlimm. Das Buch ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die zusätzlich auch noch in Kapitel aufgeteilt sind. Dabei wechselt die Geschichte ab zwischen Mirijam / Lucia und Mirijams Jugendfreund Cornelisz. Beide, bzw. alle drei, erleben unabhängig voneinander völlig ungeplant die Abenteuer ihres Lebens. Bei dieser Erzählweise bin ich immer etwas skeptisch, weil man dann so plötzlich aus der Geschichte herausgerissen wird. Hier wird es auch nicht aus der jeweiligen Perspektive der Personen, sondern von der eines stillen Beobachters beschrieben. So ist es also auch nicht so, dass man ähnliche Situationen aus unterschiedlichen Blinkwinkeln sieht, sondern zu einem Großteil des Buches wechselt man einfach von einer spannenden Handlung zur nächsten. Ich persönlich kann mich jetzt nicht wirklich entscheiden, ob ich das in diesem Fall gut oder schlecht fand. Einerseits ist es blöd, wenn man aus einer spannenden Handlung rausgerissen wird, andererseits freut man sich aber auch zu erfahren, was mit der anderen Person passiert.

Völlig überflüssig fand ich dagegen den Prolog. In unserer Leserunde bei Lovelybooks hatten sich viele beschwert, dass er zu viel vorweggenommen hat. Das fand ich persönlich jetzt nicht wirklich, was aber auch daran lag, dass ich den Bezug zu der Geschichte erst dann hergestellt hab, als es jemand erwähnt hat. Bis zu dem Punkt, wo überhaupt erst die im Prolog erwähnte Situation in Betracht käme, sind es mehrere hundert Seiten und bis dahin habe ich schon gar nicht mehr an ihn gedacht. Ich muss dagegen sagen, dass er für mich keinen wirklichen Einstieg in die Geschichte gegeben hat. In der Leserunde hatte die Autorin erklärt, dass sie ihn unter anderem deshalb eingebaut hat, damit die Geschichte nicht gleich so negativ mit dem todkranken Vater losgeht. Unter dem Aspekt finde ich das natürlich ganz nett, hätte das aber auch nicht unbedingt gebraucht.

Die Stärke des Buches liegt für mich ganz eindeutig in den Charakteren. Da ist jeder für sich so einzigartig und fast sofort liebenswert. Die Einzige, die mir absolut nichts gesagt hat, war Lucia, aber das ist angesichts des geringen Einflusses, den sie auf die Geschichte hat, wohl auch nicht überraschend. Bei Mirijam habe ich einen Moment gebraucht, um sie einschätzen zu können. Da sich die Ereignisse am Anfang überschlagen und sie verständlicherweise eingeschüchtert ist, konnte ihr eigentlich recht forscher Charakter gar nicht richtig durchscheinen, weshalb ich sie erst später richtig packen konnte. Dann hat sie mir aber sehr gut gefallen. Mein erklärter Liebling war jedoch der Abu, der zwar erst später in der Geschichte erscheint, dafür aber durch seine Herzlichkeit sofort ein Stein bei mir im Brett hatte.

Auch sehr schön sind die Beschreibungen der verschiedenen Länder und Umgebungen. Die Farben, die ja schon im Titel aufgegriffen werden, sind einfach wunderbar beschrieben, ebenso Gerüche, Wetter und auch sonst all das, was wir unbewusst an unserem Heimatort kennen und lieben und an neuen Orten sofort bemerken. Das fand ich persönlich sehr beeindruckend, wenn auch manchmal etwas langatmig.

Diese Langatmigkeit ist es dann auch, die da Buch für mich letztendlich leider nur auf drei Kittens gebracht haben. Die spannenden und schönen Stellen waren wirklich richtig toll, aber die vielen Wiederholungen, die langen Beschreibungen von Mirijams Gefühlsleben...manchmal wurde mir das einfach zu langweilig. Da hätten es ein paar Seiten weniger auch getan.

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