Donnerstag, 11. August 2011

Der Medicus von Saragossa von Noah Gordon


Zum Inhalt: Jona ist noch ein kleiner jüdischer Junge, als sein Bruder Meir getötet wird. Kurz darauf wendet sich das spanische Königshaus gegen die Juden im Land und zwingt diese, zum Christentum zu konvertieren oder Spanien zu verlassen. Kurz bevor Jona mit seiner Familie aufbrechen soll, wird sein Vater getötet und Jona findet sich ganz alleine wieder. Er muss sich entscheiden, was er tun möchte und so beginnt für ihn eine lange einsame Reise.

Meine Meinung: Auf den ersten Blick finden sich viele Parallelen zu "Der Medicus", dem ersten Werk von Noah Gordon, welches ich gelesen habe. Auch hier geht es wieder um einen Jungen, welcher sich durch schwere Schicksalsschläge ganz allein durchs Leben schlagen muss und dabei sehr viel reisen muss. Und auch hier spielt Religion (besondes das Judentum) wieder eine zentrale Rolle. Dies liegt sicherlich daran, dass es ein Thema ist, was den Autor selbst beschäftigt, aber zu großen Teilen auch daran, dass Religion damals viel höher bewertet wurde und diese eben oft der Ausschlag war für Kriege und Morde und auch für Sympathie oder Antipathie anderen gegenüber. Betrachtet man die Geschichte genauer, erkennt man, dass nicht nur der Ort des Geschehens anders ist. Spielte "Der Medicus" sich hauptsächlich in England und muslimischen Ländern ab, befindet sich die Geschichte von "Der Medicus von Saragossa" die gesamte Zeit in Spanien. Das macht das Buch aber nicht weniger interessant und spannend, denn auch die einzelnen Regionen von Spanien stellen sich durchaus unterschiedlich und interessant dar. Außerdem trifft Jona bei seinen Reisen auf jede Menge unterschiedliche Typen, welche den einzelnen Abschnitten des Buches ihre ganz eigene Note verleihen.

Schwächen zeigten sich für mich hauptsächlich in einigen Stellen, welche sehr zäh zu lesen waren und dessen Bezug zur Hauptgeschichte ich auch jetzt noch nicht nachvollziehen kann. Mir ist klar, dass Gordon beschreiben wollte, wie weit und lang Jona gereist ist, wie unterschiedlich seine Zwischenstopps waren und wieviel er erlebt hat. Einige Stellen werden hier aber sehr ausführlich und langatmig beschrieben, sodass man erwartet, dass sie später noch einmal aufgegriffen werden, was dann aber nicht der Fall ist. Sie verursachen noch nicht einmal eine erkennbare Veränderung in Jonas Wesen und somit hätte der Autor sie auch in einigen kurzen beschreibenden Sätzen abwickeln können.

Auch fand ich die Schwarzweißmalerei im Bezug auf Juden und Christen hier etwas sehr übertrieben und platt. Dass Jona, der ja immerhin der Protagonist ist, nach den Geschehnissen in seiner Jugend keine besonders hohe Meinung von Christen hat, ist klar. Auch die Vorurteile, die er bei jeder neuen Bekanntschaft hat, erklären sich da von selbst, ganz zu schweigen von der fast schon in Paranoia ausartenden Angst, von einem frommen Christen der Inquisition ausgeliefert zu werden. Dass sich aber fast alle Christen, Neue und Alte, denen er begegnet, dann tatsächlich als schlecht, eigennützig, arrogant oder sonstwie negativ herausstellen, ist meiner Meinung nach vom Autor komplett übertrieben. Zumal bei fast allen (versteckten) Juden, denen Jona begegnet, genau das Gegenteil der Fall zu sein scheint.

Leider verleiht dies der Geschichte einen etwas platten Charakter, der mich stellenweise mit den Augen rollen ließ. Auch das Ende war meiner Meinung nach etwas sehr aus der Luft gegriffen und wirkt wie eingeschoben, als ob Gordon etwas anderes im Sinn hatte, sich aber doch für die "gute" Variante entschieden hat. Trotzdem ließ es sich gut lesen, war wieder einmal sehr interessant und voller Fakten, welche so gut in die Geschichte eingearbeitet waren, dass es nicht langweilig oder trocken war. Daher sind die vier Sterne durchaus gerechtfertigt.

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