Samstag, 7. Juli 2012

"Babe in Boyland" von Jody Gehrman

Zum Inhalt: Natalie ist 17 und hat noch nicht viele Erfahrungen mit Jungs und der Liebe an sich gemacht. Diese Situation würde wohl die meisten Mädchen in ihrem Alter stören, aber es kommt noch erschwerend dazu, dass ausgerechnet Natalie Dr. Aphrodite ist. Unter diesem Pseudonym gibt sie in der Schülerzeitung Tipps in Sachen Liebe und beantwortet Leserbriefe von Mitschülern mit gebrochenem Herzen. Doch irgendwann muss auch sie einsehen, dass sie eigentlich ja selbst keine Ahnung hat, wie das andere Geschlecht so tickt.

Zusammen mit ihren beiden besten Freundinnen, Chloe und Darcy, entwickelt sie den verrückten Plan, sich in Underwood, einem Internat für die Söhne wohlhabender Eltern einzuschreiben. Doch um dort nicht aufzufallen gibt es nur einen Weg: Aus Natalie muss Nat werden. Eine ganze Woche also schlüpft Natalie in die Rolle ihres männlichen Alter Egos und versucht so, in die Gedanken und das Seelenleben ihrer neuen Mitschüler zu schauen und ein paar brennende Fragen zu klären, auf die sie als Mädchen wohl nie eine ehrliche Antwort bekommen hätte. Natürlich ist alles nicht so einfach, wie sie es sich vorstellt, denn dort muss sie sich nicht nur gegen den überheblichen Josh durchsetzen, sondern findet auch noch ausgerechnet in ihrem Zimmernachbarn Emilio ihren absoluten Traummann.

Infos zum Buch: "Babe in Boyland", Speak, Kindle eBook (auch als Taschenbuch erhältlich), 303 Seiten, 5,12 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Das war sie also, meine erste Leserunde. Wie bereits erwähnt, wäre "Babe in Boyland" vom Thema her wohl niemals ein Buch gewesen, dass ich mir gekauft hätte. Das Cover finde ich zwar ganz witzig gestaltet und nicht so platt, wie man es bei dem Thema hätte machen können, aber  trotzdem brauchte es doch diesen Anstoß durch die Leserunde, um mich zum Kauf zu bewegen.

Es war dann aber doch wesentlich amüsanter, als ich gedacht hätte. Klar, es ist ein Jugendbuch und zielt eindeutig mehr auf die Unterhaltung eben jener Altersgruppe ab, anstatt wirklich das komplexe Thema "Unterschied zwischen Männern und Frauen" halbwegs nüchtern anzugehen. Anfangs war es daher sogar mir, Königin des Flachwitzes, wirklich etwas zu platt und anspruchslos. Am Anfang wirken wirklich ausnahmslos alle Charaktere furchtbar und unsympathisch. Es wird ein Cliché nach dem anderen bedient und gibt eigentlich nur Schwarz oder Weiß. So gesehen hätte das auch ein Script für einen neuen Teil von "High School Musical" sein können. Doch schon nach den ersten Kapiteln fängt man an, mit Natalie warm zu werden. Und spätestens bei der Ankunft in Underwood kommen auch die ersten wirklich sympathischen Charaktere dazu. Natürlich konnte ich bis zum Ende nicht alles nachvollziehen, aber das wäre auch etwas viel verlangt. Wenn ich mit meinen fast 30 Jahren noch zu 100% nachvollziehen könnte, wie das Cliquen-Denken und die Unsicherheiten einer High School-Schülerin so laufen, würde ich mir auch Gedanken machen. Aber zum Glück merkt Natalie ja auch sehr schnell, dass man Menschen nicht über einen Kamm scheren kann.

Überraschenderweise fand ich auch einige Situationen wirklich lustig und richtig clever eingefädelt von der Autorin. Das hätte ich so nach den ersten Kapiteln auf keinen Fall erwartet. Auch gibt es einige Momente, die überraschend tiefsinnig sind.

Zum Ende hin wurde das Buch meiner Meinung nach immer besser. Was mir da nicht gefallen hat, war die Zusammenfassung der Veränderung von Natalies Charakter und Sicht der Dinge. Solche Sachen sollten sich für den Leser auch ganz offensichtlich aus der Handlung selbst ergeben. Da möchte ich nicht vorgekaut bekommen, wie ich die Entwicklung zu sehen und bewerten habe. Und es ist ja auch offensichtlich, dass ein großer Teil der vorher da gewesenen Oberflächlichkeit am Ende nicht mehr da ist, weder von Natalie selbst, noch von der Handlung an sich. Da ist diese mehrseitige Zusammenfassung eigentlich völlig überflüssig. Ausgeglichen wurde das aber wieder durch das Ende, das meiner Meinung nach herrlich unkitschig, aber doch passend war, ohne zuviel verraten zu wollen.

Literaturgeschichte wurde mit "Babe in Boyland" ganz sicher nicht geschrieben, nicht mal, wenn man in Betracht zieht, dass es auf junge Leser zugeschnitten ist. Aber wer auch keine mal ein lockeres Buch zwischendurch liest, das unterhält und so ein kleines bißchen Feel Good-Stimmung verbreitet, ist hier auf jeden Fall richtig.

Bewertung:

1 Kommentar:

  1. Meine Aufmerksamkeit hatte das Buch mit seinem wirklich coolen Cover gewonnen. Ich hab es dann gewonnen, sonst hätte ich es vllt auch nie gekauft. Inhaltlich war es mir leider auch zu seicht und ich hab mich nicht mal besonders gut unterhalten gefühlt. Ich denke aber nicht, dass das zwingend an der Zielgruppe liegt, es gibt auch Jugendbücher, die sich viel intensiver und vielschichtiger mit ihren Thematiken auseinander setzen.

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