Dienstag, 5. Juni 2012

The Boy in the Striped Pyjamas von John Boyne

Zum Inhalt: Bruno ist 9 Jahre alt, als er mit seiner Familie von Berlin an einen neuen Ort zieht. Von diesem Ort weiß er nichts, nur, dass sein Vater wegen seinem Beruf dorthin gehen musste und dass er, Bruno, den Ort nicht mag. Das Haus der Familie ist viel kleiner als das alte, es gibt dort keine Kinder, mit denen er spielen könnte und überhaupt befindet sich sein neues Zuhause mitten im Nirgendwo. Überhaupt ist vieles Bruno plötzlich unbekannt und suspekt. Was wollen die vielen Soldaten plötzlich ständig bei seinem Vater, warum leben so viele Menschen in den Hütten hinter dem Zaun, den er von seinem Zimmer aus sehen kann und warum werden manche Leute an seinem Wohnort von den Soldaten so schlecht behandelt?

Als sowohl die Langeweile als auch der Berg an Fragen in Brunos Kopf zu groß werden, beschließt er, seinen neuen Wohnort zu erkunden. Bei einem Spaziergang an dem langen Zaun entlang begegnet er plötzlich einem Jungen. Zunächst freut er sich, endlich ein anderes Kind zu treffen. Doch schnell fällt ihm auf, dass Shmuel irgendwie anders zu sein scheint. Er wirkt sehr traurig, ist viel zu dünn und trägt immer nur einen gestreiften Pyjama. Außerdem lebt er auf der anderen Seite des Zauns. Doch er ist der einzige Freund, den Bruno dort findet und deshalb trifft er sich immer wieder mit Shmuel. Schnell entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden, doch durch Shmuel erfährt Bruno auch Dinge, deren schlimmes Ausmaß er sich gar nicht vorstellen kann.

Infos zum Buch: "The Boy in the Striped Pyjamas", Random House UK, Taschenbuch, 214 Seiten, 7,40€ | Bei Amazon kaufen 

Meine Meinung: Warum bin ich eigentlich immer und immer und immer wieder an diesem Buch vorbei gelaufen, ohne es zu kaufen? Wie oft hatte ich es in der Hand, habe wieder und wieder die ersten Seiten und den Klappentext gelesen und stand kurz davor, es zu kaufen, nur um es doch wieder zurück zu legen? Jetzt habe ich es endlich in Amsterdam gekauft - warum jetzt und da, kann ich gar nicht sagen - und habe es fast noch am gleichen Tag ausgelesen. Zugegeben, mit knapp 210 Seiten ist es auch nicht besonders dick, aber es ist mir lange nicht mehr passiert, dass mich ein Buch so gefesselt hat. Eigentlich müsste ich dafür sogar noch ein Extra-Kitten vergeben. Aber nun gut...

Der Erzählstil, den Boyne hier nutzt, ist absolut genial. Das Buch wird aus Brunos Sicht erzählt und entsprecht so der Sicht eines Neunjährigen. Ich schließe für einen Moment die Augen und erinnere mich an mich selbst in dem Alter. Auch ich hätte an Brunos Stelle wohl alles ähnlich gesehen. Er bekommt eigentlich alles mit, versteht aber natürlich nur wenig davon. Seine Eltern erklären ihm ebenfalls nicht alles und so muss er sich alles mehr oder weniger selbst verständlich machen. Und welches Kind könnte sich selbst in seiner Fantasie, eine Sache wie den Holocaust vorstellen? Dabei setzt Boyne geschickt Begriffe ein, die durch Brunos kindliches Verständnis vereinfacht sind. So ist z.B. nie von "dem Führer" die Rede, sondern von "the fury". "Auschwitz" ist bei Bruno "Out-With". So dauerte es zwar ein wenig, bis ich das verstanden habe, aber im Nachhinein muss ich sagen, dass ich das doch genial finde.

Genau so läuft es auch bei den Gesprächen zwischen den beiden Jungen. Wäre Bruno ein Erwachsener, würde man seinen Charakter wohl hassen. Denn wenn Shmuel ihm von den Zuständen im Lager erzählt und wie er dorthin gekommen ist, findet Bruno sein eigenes Schicksal eigentlich immer viel schlimmer. Denn immerhin musste Shmuel ja kein so schönes großes Haus in Berlin zurücklassen und auch keine so tollen besten Freunde und er muss sich auch mit keiner so dämlichen älteren Schwester rumschlagen. Als Erwachsenen mit einem gewissen Verständnis für die politische Lage hätte man ihn also verachtet und für einen egoistischen Wichtigtuer gehalten. Da er aber nur ein kleiner Junge ist, der sich nicht einmal annähernd ein Bild von den Geschehnissen in seinem Heimatlang machen kann, wirkt diese Reaktion völlig natürlich. Es gibt nun einmal kaum Schlimmeres als seine blöde Schwester. Und so versteht Bruno auch tatsächlich erst Schritt für Schritt, wie schlecht es seinem neuen Freund wirklich geht.

Ich glaube, das Buch ist eines der genialsten, die ich bisher über dieses komplexe Thema gelesen habe. Es geht hier natürlich um Nazis und Juden und die schlimmen Geschehnisse der Zeit, aber eben auch um eine innige Freundschaft, die sich trotz der mehr als widrigen Umstände entwickelt. Und natürlich auch um Kinder, die trotz allem eigentlich einfach nur Kinder sein wollen.

Bewertung:

2 Kommentare:

  1. Hab dieses Buch noch auf dem SuB (Stapel ungelesener Bücher). Freu mich schon sehr darauf, weil ich schon so viel positives gehört habe :)
    Schöne Rezi hast du :)
    Liebe Grüße

    (Würde mich freuen, wenn du mal vorbei schauen würdest :) books-and-art.blogspot.de)

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  2. Tolle Rezension :)
    Habe das Buch auch einmal gelesen, echt schön und es berührt einen.

    Ich finde deinen Blog außerdem voll toll, bin sofort Leser geworden :)

    Liebe Grüße,

    BlackCherry
    (http://blackcherrysbooks.blogspot.de/)

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